Review: Louis Jucker – Kråkeslottet [The Crow’s Castle] (2019)

artwork by Sébastien Gerber

Würde man sagen, dass Louis Jucker sich mit Kråkeslottet [The Crow’s Castle] zurückmeldet, wäre das eine dreiste Untertreibung. Allem Anschein nach ist der umtriebige Schweizer nämlich permanent am Werkeln. Sei es in seinen früheren Wirkungsstätten wie The Ocean oder Autisti, als federführendes Mitglied bei den Coilguns, als Initiator der Some Of The Missing Ones – Festivitäten oder als Kopf bei Hummus Records, wo nun eben auch sein nunmehr fünfter Solo-Output erscheint. 

Und der war erstmal gar nicht so geplant. Zumindest nicht wirklich. Ein paar erholsame freie Tage in einer Fischerhütte an der Küste Norwegens waren der eigentliche Plan. Da vor Ort aber einige Klangkörper zur Verfügung standen und darüber hinaus ein 6-Track-Zoom-Aufnahmegerät im Reisegepäck schlummerte sollte es anders kommen.

Innerhalb weniger Tage improvisierte Jucker das nun vor-liegende Kråkeslottet auf allem was die Hütte so hergeben mochte. Und das liest sich wie folgt: „Eine Gitarre, ein Harmonium, ein Piano, ein Eisenherd, eine absurde nor-wegische Zither, eine Schreib-maschine und ein Wal-Knochen.“ 

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Erweitert wird dieses Klimborium nicht nur durch die fragile Stimme des Interpreten sondern auch um allerhand atmosphärische Nebengeräusche und field-recordings wie Wellenrauschen, Windpfeifen, Kinderlachen oder Dielenknarzen. Ergo knistern und rauschen die Aufnahmen in bester Lo-Fi-Manier an allen Ecken und gaukeln einem bei verschlossenen Augen vielleicht gerade deshalb vor sich selbst in besag-ter Fischerhütte aufzuhalten.

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Der gelungene, sehr folkige Vorbote Tale Of A Teachers Son muss dabei allerdings nicht zwingend als stellvertretend für die ganze Platte verstanden werden. Erinnert dieses Stück zumindest entfernt an Bright Eyes, fällt der Großteil doch um einiges spröder bis sperriger aus und kommt oftmals eher in Spoken-Word-Ästhetik daher. Der Intimität tut das selbstverständlich keinen Abbruch und das abschließende Merry Dancers stimmt sowieso wieder versöhnlich. The Notwist lassen grüßen.

Die acht Stücke auf Kråkeslottet wurden übrigens auch von der Coilguns-Besetzung als Band aufbereitet. Zugehöriges Videomaterial wurde bereits gesichtet und dürfte bald auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In diesem Sinne: Lass jucken Kumpel!

Anspieltipps: Merry Dancers, Tale Of A Teachers Son

Kråkeslottet (The Crow’s Castle) im Stream:

Kråkeslottet (The Crow’s Castle) ist ab dem 01.03.2019 überall streambar, in digitaler Form kostenlos über bandcamp oder gegen humane Endpreise auf CD oder in verschiedenen LP-Versionen zu haben. Pre-Order-Optionen sind bereits scharf gestellt.

VÖ: 01.03.2019 via Hummus Records 

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