
Eines Nachts 2004 erblickte ich zum ersten und letzten Mal den Videoclip zur Mínus – Single „Angel in Disguise„ im von mir damals heissgeliebten Musikfernsehen. Vorher noch nie etwas von der Band gehört, war ich dennoch vom bunten Clip mit den schwitzenden Männern sofort angefixt und wurde gleich am nächsten Tag in der ortsansässigen Müllerfiliale fündig. Das Cover, welches mit großer Sicherheit aus der gleichen Session, wie eben erwähnter Clip stammen muss, bestach zwar nicht gerade durch Schönheit, gab mir aber dennoch Gewissheit die richtige CD in den Händen zu halten. Der angeheftete Sticker mit den großen Presse-Lobgesängen lies mich dann auch gleich die Geldbörse zücken. Eine Entscheidung die ich auch 9 Jahre später nicht bereue!
Meine Beziehung zu diesem Album hat sich seither nicht groß geändert. Sei es der Umstand, dass ich auch heute noch unfähig bin, den Albumtitel „Halldór Laxness“ (benannt nach diesem Herrn) auszusprechen, oder aber der Fakt, dass mich die Wucht dieser Songs immernoch umblässt.
Die ersten 4 Songs alleine sind schon Grund genug dieses Album zu lieben und übertumpfen sich gegenseitig so an Energie und Catchyness, dass es mir auch heute noch schwer fällt einen Favouriten zu wählen.
Die beiden folgenden Tracks „Flophouse Nightmares„ und „Here comes the night„, können da zwar nicht ganz mithalten, sorgen aber dafür das „The long face“ noch mehr strahlt, als es ohnehin schon tut. Hier wird es zum ersten mal melodiös und das steht der Truppe fabelhaft! Das Stück sollte eigentlich auf keiner abendlichen Sommerautofahrt fehlen und wurde später dann auch zu Recht als Single ausgekoppelt.
Lässt man „My name is cocaine“ mal eben links liegen, schlägt sich die Platte dann nochmal wacker mit drei überzeugenden Nummern, die wieder an das Niveau der Einstiegssongs anknüpfen können, bevor es mit „Last leaf upon the tree“ zu einem grandiosen Finale kommt. Mit der Gast-Schönheit Katiejane Garside am Mikro wird eine fieberhaft gespenstische Atmosphäre erzeugt die absolut aus dem Rahmen fällt, aber passender nicht sein könnte. Ist der Rest des Albums einer Wüstenfahrt gleichzusetzen, fängt dieses Stück die Stimmung der zugehörigen Nacht ein. Perfekter Abschluss!
Was Mínus hier abgeliefert haben ist genau das, was man hören möchte, wenn man von Rockmusik spricht. Als Vergleich fallen mir hier höchstens die Queens of the Stone Age ein, wobei mich das hier mehr packt und der Vergleich eher durch die Wüstenatmosphäre zustande kommt.
Die Instrumentierung findet genau die Balance zwischen Anspruch und Nachvollziehbarkeit und lässt der Stimme immer genug Raum zu Entfaltung.
Im Gegensatz zum Vorgänger dominiert hier klarer Gesang, der ab und an mit Effekten angereichert wird und nur selten in frühere Schrei-pattern zurückfällt. Wenn das jedoch geschieht, macht das schwer Eindruck und gibt dem Ganzen etwas unberechenbares!
Mit der gesanglichen Leistung steht und fällt für mich auch das Mínus-Konzept. Sind es bei „Halldór Laxness“ nämlich die ansprechenden Vocals die für den Pop-Appeal verantwortlich sind und dem Nachfolger „The Great Northern Whalekill„ irgendwie abhanden kamen…
„Halldór Laxness“ hat mindestens 9 Songs am Start die ich Fans von Gitarrenmusik immer wieder empfehle! Dringend antesten!
Anspieltips: Romantic Exorcism, Angel in Disguise, The long face, Boys of winter, Who’s hobo
Angel in Disguise
Romantic Exorcism
The long face
Tracklist:
- Boys of Winter
- Who’s Hobo
- Romantic Exorcism
- Angel in Disguise
- Flophouse Nightmares
- Here comes the Night
- The long Face
- My Name is Cocaine
- The Ravers
- I go Vertigo
- Insomniac
- Last leaf upon the tree
Übrigens: Bevor das gute Stück am 2004 übers Major Sony bei uns auf den Markt kam, war es bereits am 2003 in der Heimat via Victory Records zu haben (immernoch btw) und trug dieses Cover:
Die Sony Version gibt es auf amazon zum lachhaften Preis! Zuschlagen!
Released: 17.06.2003 via Victory Records / 19.04.2004 Sony
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