Review: Franziska Günther – S/T (2016)

artwork by Arthur Brell

Ehrlichkeit ist eigentlich DAS gängige Attribut, welches einem im Zusammenhang mit Veröffent-lichungen aus dem Bereich Singer/Songwriter allerortens um die Ohren gehauen wird. Umso verwunderlicher, dass der explizite Verweis auf das Ehrlichsein bei Franziska Günther ausgespart wurde. Dabei scheint die Musik tatsächlich das Gemüt der Interpretin wiederzuspiegeln bzw. den Eindruck zu bestätigen, welchen man von ihrer Person gewinnt.

Der kann aus meiner Perspektive selbstverständlich nur über ihre Web-Präsenz zustande gekommen sein und lässt sich in etwa mit zart, fragil und ja, auch schüchtern umschreiben. Klar, es gibt Tracks wie City Madness, die mal etwas kerniger daherkommen, ansonsten aber wirkt das, was einem im Beipackzettel als ‚kraftvoll geerdet‚ verkauft wird dann doch überraschend zurückhaltend und nach innen gekehrt. Was aber ja per se nichts schlechtes bedeuten muss…

Die Zeile ‚It’s just you and I and no Ticking Timeist Programm. Franziskar setzt sich am stillen November Noon Zimt-Tee-schlürfend zu dir auf die Bettkante, singt dich mit Geschichten über den Forest Of Stars behutsam in den Schlaf und wartet am nächsten Morgen schon mit ausgiebigem Frühstück auf dich. Ist schon echt ne Nette, die Franziska. ‚It smells of croissants and orange juice‘, also kurz schnabuliert und Back To Bed. Da darf dann weiter der Musik gelauscht und die Zeit vergessen werden. Es ist schließlich Sonntag und außer euch und der Gitarre eh keiner da.

Kneipen- und Festivalkonzerte, Abi, Europareise, Popkurs Hamburg, Master in Musiksoziologie und eine Island-Tour: Die Wahl-Berlinerin hat ihre Hausaufgaben gemacht und nach der Zeit im Duo Chelsea Radio den Entschluss gefasst, von der Musik leben zu wollen und es im Alleingang zu versuchen. Das vorliegende, in Eigenregie aufgenommene und im Teldex Studio aufpolierte Debüt markiert den ersten großen Schritt.

Leider ist es so, dass ich persönlich weder Sonntage noch Zimt-Tee mag und auch dem November nicht sonderlich viel abgewinnen kann. Netten Menschen allerdings schon, weshalb ich der Dame auch alles Gute für ihr Vorhaben wünsche. Ihr Handwerk beherrscht sie offensichtlich und Ehrlichkeit währt ja bekanntlich eh am längsten.

Anspieltipps: November Noon, Come Back To Bed

Tracklist:

01. Come Back To Bed
02. Forest Of Stars
03. November Noon
04. City Madness
05. If You Learn To Let Me Go
06. Nothing’s Set In Stone
07. Raven On Your Roof
08. On The Balcony
09. At The Break Of Day
10. No Ticking Time
11. Free Floating

Das Debüt von Franziska Günther kann am 30.10.2016 bei der Release-Party im Schlot/Berlin abgegriffen werden und ist ansonsten sicher auch bald im Webshop ihrer Homepage auf CD zu haben.

VÖ: 30.10.2016 // Vertrieb: Soul Food / Record Jet

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