Review: Tom Waits – Rain Dogs (1985)

as found on rollingstone.com

„Dogs in the rain lose their way home, [because] after it rains, every place they peed on has been washed out…. They go to sleep thinking the world is one way, and they wake up and somebody moved the furniture.“ (Tom Waits)

Um es vorweg zu nehmen: NEIN, ich habe mir nicht alle Tom Waits Platten (immerhin mal locker 16 reguläre) reingefahren, wohl aber die essentiellen.

 

Dennoch nehm ich mir nun einfach mal die Frechheit raus, dass 1985 veröffentlichte Rain Dogs als sein vielleicht bestes, rundestes Werk herauszuheben. Schillern hier doch die wichtigsten Facetten des liebenswerten bis furchteinflößenden amerikanischen Wakadoos in vollem Glanze.

Die reichen auf Rain Dogs u.a. von Seemanspolka (Singapore) über Orleanssound (Tango till they’re Sore) zu wunderschönen, herzzereissenden Folksongballaden. Ehrlich, demjenigen dem bei Time kein Wasser in die Augen schießt, muss wohl ein Herz aus Stahl haben…

Weiterhin findet sich Freejazz (Midtown), Spokenwordgruseleien (9th & Hennepin) und sogar fast radiotaugliches mit 80s Poprockfeeling. In diese Schublade würde ich beispielsweise das gefühlvolle Hang down your head, vielmehr aber noch das etwas bekanntere, springsteeneske Downtown Train stecken. Hat man schonmal anderswo gehört? Richtig: Unter anderem von Rod Stewart, der 1989 ordenltlich Asche mit seiner Version gemacht haben dürfte…

Zusammengesetzt wurde das in New York entstandene, sowie dessen Urbanverwirrung gewidmete Rain Dogs aus einem schier unerschöpflichen Sammelsurium verschiedenster Klangkörper.Neben herrkömmlichen Saiten-, Tasten-, und Percussioninstrumenten wird auch vor Türen, Küchengeräten, singenden Sägen oder Geräuschen der Eastside-Metropole nicht zurückschreckt. Damit einhergehend bedient man sich gleich der Fingerfertigkeiten einer ganzen Armada von Gastmusikern – z.B. der eines Keith Richards.

Das neunte Album seiner Discographie wird dabei gerne in einem Atemzug – als eine Art Triologie – mit dem Vorgänger Swordfishtrombones (1983) und dem Nachfolger Franks Wild Years (1987) genannt, welche die Transformationsphase vom eher konventionellen Jazz- und Bluesman hin zum avantgardistischen Rockmusiker markieren. Klar, der Revolutionsakt geht klar an den Vorgänger von 83, aber erst auf Rain Dogs wirkt alles am rechten Platz.

Schlechte Songs sucht man ebenso vergeblich, wie Langeweile. Bloß nicht von der 19-Stück starken Tracklist abschrecken lassen! Die Songs sprengen kaum die drei-Minuten-Grenze. Und wenn doch, kommt eben der beliebte 80er-fade-out-Trick zum Einsatz um etwaiger Überlänge Einheit zu gebieten!

Bleibt also nichts weiteres zu tun, als sich vom gläserschmooven Clap Hands anfixen zu lassen und der Aufforderung des Titels nachzukommen!

Unterm Strich schmachtet, bellt und armstrongt sich Waits hier rhythmisch durch eines der besten Rockalben der 80er. Ein super Einstiegsalbum um einen spannenden, wichtigen und einflussreichen Musiker für sich zu entdecken. Jetzt reinfahren, um beim 30jährigen Jubiläum im September mitreden zu können!

Anspieltipps: Clap Hands, Tango till they’re Sore, Time, Rain Dogs

Albumstream:

Weiterhin empfehlenswert: Die bereits erwähnten, stilistisch ähnlichen Alben Swordfishtrombone und Franks Wild Years, besonders aber das tiefschwere „Spätwerk“ Alice aus dem Jahre 2002. Rain Dogs bekommt man selbst auf Vinyl schonmal für nen gut angelegten Zehner. So watch out!

Released: 30.09.1985 via Island Records

Kommentare

3 Antworten zu „Review: Tom Waits – Rain Dogs (1985)“

  1. […] zwischen Tom Waits, Portishead, Beck, Selig, Neubauten, Marlene Dietrich, Pink Floyd, Singer-Songwritertum und […]

  2. […] Umschweife zur spannendsten und meiner Meinung nach aufregendsten Facette der Band. Die, in der Tom Waits auf dem madigen Rücken des Oogie Boogie Man durch nebelverhangene Schwefelfelder galopiert. Die, […]

  3. […] Minuten begegnen. Und dann wären da noch zahlreiche musikalische Einlagen in der Tradition von Tom Waits oder Danny Elfman, eine Tierschule oder Truthähne, die z.B. am Küchentisch ein Nickerchen machen […]

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