Review: Pretty Lightning – The Rhythm Of Ooze (2017)

So ein bisschen hat man sie ja allmählich satt, diese nicht enden wollende Retro-Rock-Welle… Leider stellt die mittlerweile von Trittbrettfahren überschwemmte Szene nämlich die Innovation gerne mal hinten an und langweilt durch un-inspiriertes Wiederkauen altgedienter Schablonen. Anders das Duo Pretty Lightning aus Saarbrücken, das auf seinem nunmehr dritten Werk The Rhythm Of Ooze durch Ideenreichtum und Eigenständigkeit zu glänzen weiß.

.Der Opener Thunder Mountain Returns verbeugt sich dann auch gleich mal eben vor Mike Oldfields Tubular Bells und lässt seinen von Glocken und Streichern aus der Konserve gestützen Gitarrenloop erstmal satte dreieinhalb Minuten auf den Hörer los ehe knochentrockene Drums einsetzen und in Verbindung mit markanten Orgelsounds die grundlegende Marschrichtung der Platte vorgeben: Detailverliebte Psychedelica, die gerne mal augenzwinkernd, mitunter überzogen und äusserst comichaft daherkommt. Das Artwork kommt nicht von ungefähr…

Willow Valley Blues zieht im Anschluß das Tempo an, packt den Schellenkranz aus und entpuppt sich schnell als tanzbare 70s Garage-Nummer während das folgende Tangerine Steam eine ähnlich betörende Wirkung hat wie die im Titel angedeutete Kultband – wenn  (dankbarerweise) auch um einiges greifbarer.

Weiter: Loops feuert Space-Sounds auf treibende Stoner-Riffs und das Titelstück überzeugt durch dreckigst bluesige Country-Licks samt Hall-verkleisterten Vocals, die angenehm an das famose Tabla von Selig erinnern. Orientalisch wird es dann bei This Machine Is Running, asiatisch bei Rainbow Fantasies. Jede Menge passiert also bis hierher und dabei kommen wir erst jetzt zum heimlichen Highlight der Platte: In Pale Yellow kämpfen sich wabernde Gitarren und triefende Theremin-Sounds zum schleppenden Beat durch tiefgelbe Schwefeldämpfe wodurch einem mindestens Bilder der Marke Invocation Of My Demon Brother vor die inneren Augen projiziert werden. Brett:

Spätestens jetzt dürfte der aufmerksame Zuhörer dezent benebelt sein und auch die Protagonisten des anschließenden Knallers Moles müssen einen kräftigen Zug von der Friedenspfeife genommen zu haben, wie sie sich da zu indianischen Klängen ihre Gänge durch die maroden Hirnwindungen graben. Und eines ist klar: Derjenige, der mit dem Maulwurf tanzt, tanzt selbstverständlich auch zum Rausschmeisser Born To Snooze und freut sich über die cleverste und uniqueste Platte, die er seit langem aus dieser Genre-Ecke gehört hat. Hands down!!

Anspieltipps: Pale Yellow, Moles, Thunder Mountain Return

The Rhythm Of Ooze im Stream:

The Rhythm Of Ooze ist in verschiedensten Versionen zu haben. Wer etwas auf sich hält greift natürlich zur Deluxe-Variante auf farbigem 180g Vinyl im Digisleeve nebst bedruckter Innenhülle.

VÖ: 10.11.2017 via Fuzz Club

Kommentare

2 Antworten zu „Review: Pretty Lightning – The Rhythm Of Ooze (2017)“

  1. […] Spring Thing // Saarbrücken glänzte u.a. mit hervorragenden Pretty Lightning! […]

  2. […] sich mit ihrem vierten Album zurück und laden erneut zum transzendentalen Schwofen ein. Wer The Rhythm Of Ooze von 2017 auf dem Schirm hat, weiß wie es um die Qualitäten des Saarbrückener Duos bestellt ist […]

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