Review: Orgy – Vapor Transmission (2000)

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Artwork by Mariano Diaz / Mike Eller

Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht. Nach diesem Motto hab ich früher, als es noch ansprechendes Musikfernsehen im Free TV gab, alles weggedrückt was mich nicht in den ersten Sekunden packte. Mit dieser Einstellung wäre mir damals beim genüsslichen Nachtkonsum von Viva Zwei beinahe der Videoclip zu Fiction durch die Lappen gegangen. Die junge Lady im violetten Badewasser die da in elektronischen Klängen vor sich hin plätscherte, liess mich sofort an Dream Dance und somit an Crap denken.

Glücklicherweise bemerkte ich gerade noch rechtzeitig, dass es sich um die aktuelle Orgy-Single handelte, welcher ich gerade imstande war den Garaus zu machen.Schließlich hatte es absoluten Seltenheitswert Orgy im deutschen TV zu erhaschen, was  im Jahre 2000 für einen Internetnoob wie ich es war auch die einzige Möglichkeit darstellte den Clip jemals zu Gesicht zu bekommen.

Fiction jedenfalls entpuppte sich für mich als Riesenhit mit den typischen Orgy – Trademarks aus mehrschichtigem Gesang und massivem Einsatz von Synthesizern (die auch diesmal eigentlich wieder Gitarren sind). Auffällig war jedoch mit welchem unverschämten Pop – Appeal man nun unterwegs war.                                                       Als ebenso catchy erwies sich dann auch das dazugehörige Album Vapor Transmission (und auch das Cover gibt sich ebenfalls mit Dream Dance Optik sichtlich Mühe, den ersten Eindruck aufrecht zu erhalten…). Sperrige Songs sucht man hier  im Gegensatz zu Candyass vergeblich. Die Songs zünden sofort und wie auch schon beim Debüt gilt hier: All Killer no Filler! Dementsprechend lang ist die Fülle an empfehlenswerten Songs:

Der Einstieg mit Suckerface und The Odyssey fällt dann für Orgy – Verhältnisse relativ heavy aus, was am Ende mit Chasing Sirens und Where’s Gerrold seine Fortführung findet. Die Hits sind mit der stampfenden Midtemponummer Opticon und erwähntem Fiction  treffsicher im Zentrum von Vapor Transmission platziert und führen perfekt über zu Eva, ein Song über die verstorbenen Mutter von Wiedermal-Produzent Josh Abraham. Ein Song über eine verstobene Dame? Richtig, denn diesmal finden sich neben den kryptischen Zukunftsvisionen von Jay Gordon durchaus nachvollziehbare Themen, wie z.B. auch Eyes-Radio-Lies, welches sich mit der damals populären Big Brother is watching you“ – Thematik auseinandersetzt.
Laut Gordon ein Thema, das ihn bereits seit seiner Kindheit beschäftigte, als er noch glaubte sein Radio könne ihn beobachten.

Hervorheben möchte ich noch einmal meinen persönlichen Favouriten Re-creation der alles beinhaltet was Vapor Transmission so unwiderstehlich gut macht:


Laut Gordon steht der Albumtitel im Übrigen für den Wunschgedanken, die eigene Musik würde sich ähnlich wie Gas verhalten und somit ungehindert in sämtliche Haushalte eindringen können. Soweit kam es dann doch nicht ganz, aber die Platte konnte immerhin Gold verbuchen.

Ob Candyass oder Vapor Transmission nun der bessere Output ist, bleibt Ansichtsache. Um in den Orgykosmos einzutauchen eignet sich letztere jedenfalls besser, da leichter verdaulich und auch nicht so düster. Dennoch bleibt Candyass ob seiner Tiefe ein klein wenig  essentieller für mich.

Death Pop, wie die Jungs ihren Stil einst nannten, sollte jedenfalls nie wieder so grandios klingen wie auf diesen ersten beiden rundum perfekten Alben!

 

Fiction (Dreams in Digital)

Tracklist:

  1. Vapor Transmission (Intro)
  2. Suckerface
  3. The Odyssey
  4. Opticon
  5. Fiction (Dreams in Digital)
  6. Eva
  7. 107
  8. Dramatica
  9. Eyes-Radio-Lies
  10. Saving Faces
  11. Re-creation
  12. Chasing Sirens
  13. Where’s Gerrold?

Vapor Transmission kann man komplett und kostenlos auf Spotify streamen. Wer das Ding physikalisch sein Eigen nennen will, muss im Vergleich zum Debut mit 0,02 € allerdings etwas tiefer in Tasche greifen. Erstes Album 1 Cent, zweites Album 2 Cent. Ganz logisch eigentlich… Im Übrigen lohnt es sich nach der amerikanischen Erstpressung ausschauh zu halten. Die enthält nämlich noch den zusätzlichen Hidden Track The Spectrum.

Released: 10.10.2000 via Elementree/Reprise/Warner


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Kommentare

2 Antworten zu „Review: Orgy – Vapor Transmission (2000)“

  1. […] Zusammen mit Basser Paige Haley und Drummer Bobby Hewit warf man dann mit erwähntem Candyass und dem 2000er Zweitling Vapor Transmission zwei Full-Length Alben übers Korn-Label in die Welt, welche mich auch heute noch umblasen. Jeder Track hat seine Daseinsberechtigung und Füllmaterial sucht man vergeblich. ( Aber dazu mehr in den Reviews zu Candyass und Vapor Transmission). […]

  2. […] Das Vapor Transmission, die zweite full length der L.A. Death-Popper nicht durch die Decke ging, kann eigentlich nur an schlechter Promo gelegen haben. Immerhin hat der Vorgänger Candyass mit seiner Platinauszeichnung bewiesen, dass es zweifelsohne einen Markt für die Musik von Orgy gegeben haben muss. Poppiger als auf dem Debüt, kitzelt die Band hier ihre Alleinstellungsmerkmale weiter raus und überzeugt auf jedem Song. Siehe hier. […]

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