Review: Melt Banana/ZEUS!/Nürnberg/06.12.2016

zeus

Nicht nur hinsichtlich der kuscheligen Raumtemperatur, die im angenehmen Kontrast zu den klirrenden 3° Minus vor der Tür steht ist es schön, dass ein derart eigenwilliges Krawall-Package wie das heutige imstande ist die Hütte an einem Dienstagabend vollzupacken. Das Durchhaltevermögen des seit 1991 aktiven Headliners scheint sich auszuzahlen. So tummeln sich dann auch schon pünktlich zum Set von ZEUS! Jung und Alt im Zentralcafé des K4.

zeus1 zeus2

Die lassen nichts anbrennen und starten gleich mit einer extended version von La Morte Young in ihr gut 40-minütiges Set. Und das hat es in sich! ALTER SCHWEDE! Der gute Ruf eilt der italienischen Zweimann-Dampfwalze aus Bass und Drums völlig zu Recht voraus. Mit welcher Tightness und Präzision sich die beiden Vollbärte in verschachtelten Rhythmen verlieren ist schlichtweg atemberaubend. Spätestens beim folgenden Dreiergespann aus Colon Hell, Forza Bruta Ram Attack und San Leather von der aktuellen Platte Motomonotono wird einem unmissverständlich klar gemacht, wer hier der Boss ist. Richtig mächtig wird es immer dann, wenn sich der eh schon über alles erhabene Basssound per Loopstation in furchteregende Höhen türmt und die Freejazz-artigen Songstrukturen um fieses Gekeife und spooky Samples erweitert werden. Dagegen kommen die spärlich gesäten Ansagen im leicht gebrochenen Englisch richtig niedlich. Für die vorweihnachtliche Stimmung gibt es zwischendurch das beliebte Dance Of The Sugar Plum Fairy vom Band sowie einen bis zur Unkenntlichkeit entstellten Weihnachtssong im Zugabenteil, nachdem dem begeisterten Publikum zuvor noch in bester Spencer/Hill-Manier zwei neue Titel und der satte Metal von Sick and Destroy um die Ohren gehauen wurde. Beim Teutates, diese beiden Kerle habe ihre Hausaufgaben gemacht und tragen den Namen des olympischen Gottesoberhauptes nicht umsonst. Hatte echt Eier!!

mbEtwaige Zweifel, ob der Mainact das Energielevel seiner Vorgänger halten kann, ersticken sofort im Keim, als Melt Banana nach einem ohrenbetäubenden Krach-Intro in Lie Lied Lies einsteigen. 2010 nach als Quartett im K4 zu bewundern, ist man heute im Duo unterwegs. Witzigerweise als konträres Gegenstück zur Vorgruppe. Zumdindest wenn man sich die klassische Viermann-Besetzung aus Drums, Bass, Gitarre und Vocals vor Augen hält. Geblieben sind die beiden Charakterköpfe Ichirou Agata und Yasuko Onuki. Während der Erstgenannte samt Trademark-Mundschutz (welcher der Legende nach dazu dient, die Wattebäuschchen zu verdecken, die er sich vor jeder Show als Nasenbluten-Prävention in den Riechkolben drapiert) seine Gitarre in gewohnter Art und Weise zur Laserpistole umfunktioniert, quiekt sich Zweitere am Mic in Ekstase, steuert/manipuliert nebenbei noch die Samplebackings per Controller und stolpert auf hohen 90s Dockers einmal quer durch die MxBx-Diskografie. Unfassbar, aber die Band funktioniert auch im Duo! Der nötige Druck ist jedenfalls da. Nicht selbstverständlich, wenn die Hälfte aus der Konserve kommt…  Chain-Shot To Have Some Fun knallt heftig, The Hive & Vertigo Game machen neugierig auf die aktuelle Platte Fetch und Cat Brain Land klingt auch live so cartoonish wie es der Titel erahnen lässt. Beim Doppelschlag aus Cracked Plaster Cast und Schemes Of The Tails befindet sich die Show auf dem Höhepunkt während sich das höhere Semester im Publikum mittlerweile recht ausgelassen im Ausdruckstanz übt. Yasuko freut sich kurz über den Nürnberger Christkindelsmarkt, ehe der MxBx-typische Short-Song-Block folgt, in dessem Zuge heute T For Tone, Lock The Head, das steinalte We Love Choco-Pa!, First Defy, Dog Song und His Name Is Micky zum Besten gegeben werden. Uncontrollable Urge, Infection Defective und My Missing Link hätte es nicht mehr wirklich gebraucht. Die Ohren waren auch zuvor schon heftigst malträtiert. Die Diehard-Fans geben trotzdem Stoff und beim abschließenden Candy Gun sowie der exzellenten Zugabe Blank Page Of The Blind kam auch meinereiner nochmal voll auf seine Kosten. Griffiger Schluß!

Fazit: Rundum gelungener Abend, der keine Wünsche offen, wohl aber ein anhaltendes Echo in der Ohrmuschel für den nächsten Morgen gelassen hat. Gerne jederzeit wieder!

Bildmaterial exklusiv von Ein Bild Mit Dem Mann!

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert