Review: Wino&Conny Ochs – Freedom Conspiracy (2015)

EOM072_cover-1024x1024„Time Out, Black Out“ / „Chaos, Foundation“ / „It’s over! Drain!“

Es wäre ein Leichtes gewesen, diverse Textfetzen dieser Platte interpretationsmäßig derart zu verdrehen und dem Kontext zu entrücken, dass sie anschließend mit der letztjährigen Drogen-eskalation von Doomlegende Wino in Verbindung hätten gebracht werden können. Das allerdings, wäre der auf ihr enthaltenen Musik in keinster Weise gerecht geworden.

Zumal der aufnahmetechnische Grundstein von Freedom Conspiracy bereits Anfang 2013 im Kabumm Studio von Thommy Krawallo gelegt wurde, die Songs gar zurück bis auf 2012 datieren und somit schon weit vor dem kleinen Skandal entstanden sind. Der Plan der beiden Kollaborateure Wino (u.a. Saint Vitus) und Conny Ochs (u.a. The Baby Universal), die Platte dann über Overdubfileaustausch per Email zu vervollständigen, scheiterte kläglich. Entgegen des intimen, unmittelbaren Heavy Kingdom (2012), dass gerade von seiner Spärlichkeit lebte, hatte man den Nachfolger zu einem bombastbeladenen, verspielten Eposriesen aufgetürmt. Die Magie war futsch und ergo klar: Das Projekt Wino&Conny Ochs funktioniert nur dann, wenn beide Seelen sich im gleichen Raum befinden.

Der Erkenntnis sollte die Tat folgen, wenn auch zeitlich verschoben. Erst anderthalb Jahre später fand man Zeit um den gemeinsamen Boden unter den Füßen wiederzufinden, die Songs von unnötigem Balast zu entschlacken und Freedom Conspiracy zu Ende zu führen.

Das Resultat kann sich hören lassen und begeistert! Möglicherweise aber erst nach dem Erleben der Platte im rechten Moment. Zumindest bei mir scheint die gemeinsame Musik der Beiden nämlich einer Art Initialzündung zu bedingen. Das war bei Heavy Kingdom zum Beispiel der Blick auf die Küste von Scarlino. Und auch Freedom Conspiracy wollte sich erst beim Aufenthalt im Freien vollständig erschliessen lassen. Der Zeitpunkt dafür hätte nicht besser sein können: Polarlichter über Deutschland, die Sonnenfinsternis, Spaziergänge bei bestem Wetter… naturtechnisch hatte die letzte Woche einiges zu bieten. Im Ohr: Freedom Conspiracy – im Herzen angekommen, dem Vorgänger in nichts nachstehend. Ehrlich, persönlich, direkt, zeitlos.

„Eine intensive Reise durch Blues, Rock, Doom und Americana“ heißt es im Pressetext, der die Scheibe außerdem gleich in eine Liga mit „großen Songwritern wie Johnny Cash, John Sebastian, Townes Van Zandt, Tim Buckley oder Nick Drakehievt. Addiert man der Vollständigkeit halber noch den Folk eines Woodie Guthrie, bekommt man eine ziemlich genaue Vorstellung von Soundästhetik und Thematik des Duos. Zwei Stimmen, zwei Gitarren und gelegentliche Percussioneinlagen sind dabei weitestgehend alles was benötigt wird, um dem Hörer Straße, Weite, Ferne sowie eine Flut menschlicher Emotionen vors innere Auge zu spülen.

„Once again, nothing’s changend“. Alles beim Alten sozusagen! Die dem Opener Drain entlehnten Worte dürfen (samt Song) zusammen mit der Lieblingsnummer Shards gerne repräsentativ für das große Ganze gesehen werden. Glücklicherweise gibt es beide Songs schon jetzt im Stream. Ebenso Timeless Spirit, welches mich durch die dezente, aber kraftvolle Pianounterstützung witzigerweise positiv an Praise You von Fatboy Slim erinnert:

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Zu den zwölf Eigenkompositionen gesellt sich mit Dirt Floor zudem ein Cover eines gewissen Chris Whitley hinzu. Augenzeugen unseres Interviews mit Conny Ochs, wissen sowohl um dessen Begeisterung für den frühzeitig verstorbenen Singer/Songwriter, als auch wie es um dessen Redegewandheit bestellt ist, bestens Bescheid. Und auch Kollege Wino ist natürlich nicht auf den Mund gefallen! Überlassen wir doch deshalb abschließend den beiden Protagonisten selbst das Wort:

Conny Ochs: "'Freedom Conspiracy' bedeuted Gemeinsamkeit, Kamerad-
schaft - es bedeutet, einander wieder zu haben. Auf dem Album geht es 
um Verlieren und wiederfinden von Glauben und Vertrauen. 
Und um das dafür kämpfen."
Wino: "Dinge ändern sich schnell. In Zeiten mit Kriegen an jeder Ecke, 
politisches Theater, das immer offensiver wird und Big Brother und die 
Globalisten ihre feindlichen Übernahmen intensivieren, bieten wir Sounds 
und Vibrationen aus Liebe, Tod, Glück und Schmerz. Wir hoffen, diese Musik
inspiriert und verbindet unsere suchenden Geister."

Anspieltips: Shards, Drain, Time Out Black Out

Tracklist:
01 Drain
02 Sound Of Blue
03 Foundation Chaos
04 Crystal Madonna
05 Shards
06 Time Out Black Out
07 Timeless Spirit
08 Freedom Conspiracy
09 Dirt Floor
10 Heavy Heart
11 Forever Gone
12 Invisible Bullets
13 The Great Destroyer

Kaufen: Freedom Conspiracy ist schon jetzt über den Exile on Mainstream Webshop auf Vinyl, CD oder digital erhältlich. Selbstredend wählt man die LP auf 180g schwerem schwarzen Vinyl inc. Downloadcode für 17 Öcken! Ab 27.03.2015 dann auch beim gut sortierten Plattenhändler zu finden!

Releasedate: 27.03.2015 via exile on mainstream

Kommentare

Eine Antwort zu „Review: Wino&Conny Ochs – Freedom Conspiracy (2015)“

  1. […] zu nicht geringem Teil  der blühenden Zusammenarbeit mit Lehrmeister Wino geschuldet, ist der Folk mittlerweile zugunsten flimmernder […]

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