Texas Is The Reason sollten 1997 ausgerechnet zu dem Zeitpunkt in die Brüche gehen, als sie bereits vielerortens als next big thing gehandelt wurden und der MTV – Hype um Bands mit „Punk – Attitüde“ ihnen sicher gut in die Karten gespielt hätte. Kraftvoll und melodiös zwischen Emocore und Indierock angesiedelt, ist das New Yorker Quartett zusammen in einem Atemzug mit Bands wie Sunny Day Real Estate oder Mineral zu nennen, wenn es daran geht die Pioniere des Genres ausfindig zu machen.
Der Einfluss, den die Band auf ihre Generation hatte ist noch heute unüberhörbar, schenkt man dem relativ kleinen Katalog der Combo erstmal sein Gehör. Der wartet neben drei Splits mit artverwandten Acts (The Promise Ring, Samiam, Samuel) und der einzigen Full Length Do You Know Who You Are? mit der selbstbetitelten EP von 1995 auf. Und die ziehe ich der ebenfalls gelungen LP deshalb vor, da mich die EP in ihrer Kürze und Sprödheit einfach mehr packt und gegenüber dem Album einfach noch etwas mehr auf den Punkt kommt.
Und eigentlich genügt sogar schon die Eröffnungsnummer If It’s Here When We Get Back It’s Ours um diese On-Pointness eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Der Titel ist nicht nur die stärkste Texas Is The Reason – Nummer, sondern gehört meiner Meinung nach mit zum Besten, dass das Genre überhaupt hervorgebracht hat! Das Stück sollte sich später übrigens auch auf dem Album wiederfinden. Jedoch unter dem Titel Back And To The Left:
Während man beim Opener wie auch beim folgenden Dressing Cold noch den Eindruck vermittelt bekommt, dass Texas Is The Reason auf ihrem Debüt gerade noch frisch dabei sind, sich ihrer Hardcore – Wurzeln zu entledigen, die sie sich in ihren vorherigen Projekten (Shelter, 108 , Ressurection) über die Jahre antrainiert hatten, liebäugelt das abschließende Antique schon eher mit der Indie-Rock – Ästhetik, für die die Band später bekannt werden sollte.
Nach dem Geschmack der Band allerdings etwas zu bekannt. Gerade erst hatte man beim Major Capitol Records unterschrieben, schon entschied man sich spontan, die Band zu Grabe zu tragen, nachdem 800 Kehlen beim Abschluß der Europatour in Bielefeld ausgerechnet das eben schon genannte Antique lauthals mitgröhlten. 2006 sollte es die Band dann doch noch einmal für zwei Konzerte, 2012 gleich für 21 wieder auf die Bühne ziehen. Neues Material gab es dabei nicht zu hören.
Was bleibt sind die unsterblichen Songs einer der wohl essentiellsten Band der 90er, die gerade auf dem selbstbetitelten Debüt ohne großen technischen Schnick-Schnack und mit direkten Texten auftrumpft. Sänger/Gitarrist Garrett Klahn trägt sein Herz in Zeilen wie „It costs so much I know. But I guess I need to know what it would have felt like to be right” regelrecht auf der Zunge, ohne das das Gefühl aufkommt es wäre aufgesetzt. Und das passt sogar ganz gut. War es doch gerade das aufgesetzte New York-Hardcore-Geprolle solcher Bands wie Sick Of It All oder Madball von dem man sich seinerzeit deutlich distanzieren wollte. Pflicht!
Anspieltipp: If It’s Here When We Get Back It’s Ours
Texas Is The Reason im Stream:
Die CD-Version der ersten Texas Is The Reason – Veröffentlichung bekommt man auf amazon zwischen 12 und 20 Euro. Wer gleich alles auf einmal haben will, greift bei der Compilation Do You Know Who You Are?: The Complete Collection zu, die lediglich die Live – Aufnahmen der Samiam – Split ausspart und ansonsten alle Songs der Band enthält. Holt man sich zum Beispiel hier.
Released: 1995 via Revelation
Caution: Die Besprechung dieser Platte ist Teil der coolen Superwoche zum Thema 90s Alternative!
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