Review: Finte – Ignoranz und Illusion [EP] (2018)

artwork: Philipp Zurmöhle

Finte aus dem niedersächsischen Hildesheim schicken sich an die Lücke zwischen treibenden At The Drive In – Passagen und verschachteltem Gefrickel à la The Hirsch Effekt mit Leben zu füllen. Addiert man die intellektuell angehauchten Texten hinzu, die allesamt in der Muttersprache vorgetragen werden, ist man vom Gesamtkonzept garnicht mal so weit weg von dem, was die bereits im Blog gefeatureten  Kora Winter so zum Besten geben. Obgleich es auf Ignoranz und Illusion im direkten Vergleich etwas gemäßigter zur Sache geht.

Handzahm sind Finte deshalb aber noch lange nicht, wie die Stücke Mehr Atmen und vor allem das mit FJØRT-Anleihen unterfütterte Norwich eindrucksvoll beweisen. Hier kreuzt der Fünfer gekonnt brachiale Math-Parts mit gediegener Lounge-Musik und glänzt durch abwechslungsreiche Partdynamik, technische Versiertheit und durchdachte Strukturen. Das weiß unterm Strich deutlich mehr zu überzeugen als das eher nette Halbwach, dem im Pop-Refrain ein wenig die Dringlichkeit abgeht oder der Opener Helios, der statt Ode an den griechischen Sonnengott auch glatt als Reklame-Song für einen Staubsauger o.ä. durchgehen könnte.

Aber sei’s drum: Auch wenn noch etwas Luft nach oben ist, kann sich Ignoranz und Illusion nicht nur dank der gelungen Produktion hören lassen sondern dürfte sich auch als gute Ausgangsbasis für weitere Veröffentlichungen erweisen. Wer zudem noch Glassjaw mit zu seinen Einflüssen zählt und hin und wieder an die ganz ganz frühen Zombie Joe erinnert, hat sich sowieso ein Schulterklopfen verdient!

Anspieltipp: Norwich

Ignoranz und Illusion im Stream:

Ignoranz und Illusion ist über bancamp erhältlich. Entweder digital oder als 4-seitige Digipack-CD für sehr faire 5€.

VÖ: 26.04.2018

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