Wo genau mir das Cover dieser Scheibe zum ersten Mal begegnet ist, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Gewisse Synapsen hat die Front-Gestaltung von Ruby Vroom allerdings sofort bei mir getriggert und mich dann auch ziemlich flott zum reinhören bewegt. Halten tut das Debüt der in NYC gegründeten Soul Coughing dann glücklicher- weise auch genau das, was einem die Kombi aus Optik und dem Erscheinungsjahr 1994 verspricht.
Was der Vierer seinerzeit selbst als Deep Slacker Jazz bezeichnete mixt selbstbewusst verschrobene Samples, knochentrockene Drumloops und Spoken-Word/Rap-Poetry mit Impro-Touch und nimmt damit im Prinzip schon Becks Odelay und die trippigeren Momente vom Electriclarryland der Butthole Surfers vorweg. Und das mag – zumindest in meinem Universum – schon was heißen.
Jazzy sind dann neben den Drumpattern v.a. die gerne mal extravaganten Basslines von Sebastian Steinberg (z.B. in Uh, Zoom, Zip) und so einiges was Keyboard-/Sample-Virtuose Mark Degli Antoni in den Klangraum wirft, was wiederum nicht gerade wenig ist und sich darüberhinaus erfreulicher-weise auch recht wenig um Harmonielehre schert.
Paradebeispiel dafür ist natürlich das jeglicher Beschreibung spottende Bus To Beelzebub, das sich in dieser Hinsicht allerhand rausnimmt:
Wem das zu anstrengend ist, dem sollte gesagt sein, dass das Bandkonzept auf Tracks wie True Dreams Of Wichita oder Moon Samy auch wesentlich verträglicher funktioniert. Dazu runden Gitarren-dominierte Stücke wie Supra Genius, Sugar Free Jazz und Janine das ganze Spektakel ab und machen dieses Album zum echten 90s-Vorzeige-Stück.
Warum mir Ruby Vroom nicht viel früher untergekommen ist, kann ich mir selbst nicht so recht erklären, werde aber – ähnlich wie beim Gisli-Album – das Gefühl nicht los, die Platte schon ewig zu kennen. Neben Beck und den Butthole Surfers werf ich nochmal Oingo Boingo und die Residents als Referenz in den Raum und empfehle Leuten mit offenen Ohren sich einfach selbst ein Bild über die Scheibe zu machen.
Produziert hat übrigens Tchad Blake (u.a. Pearl Jam, Arctic Monkeys, Fishbone) und die Band bis zur Auflösung im Jahr 2000 noch zwei weitere Studioalben veröffentlicht. Zudem sind Soul Coughing auch auf dem legendären Spawn-Soundtrack vertreten, gehörten fast schon zum Inventar der sagenumwobenen Knitting Factory und waren in diesem Zusammenhang auch schon zu 3/4teln mit John Zorn involviert. Wer da nicht Lust bekommt wenigstens mal reinzuhören, dem ist dann wohl wirklich nicht mehr zu helfen…
✹Eine ziemlich umfangreiche Fanpage ist btw. noch intakt✹
Anspieltipps: Bus To Beelzebub, True Dreams Of Wichita, Screenwriter’s Blues
Ruby Vroom im Stream:
Ruby Vroom wurde seinerzeit auf CD und Tape veröffentlicht, welche man heute je nachdem zum günstigen Preis wenn nicht sogar hinterhergeworfen bekommt. 2015 wurde das Album über Rhino Records erstmals als Doppel-LP veröffentlicht. Die bereits vergriffene Vinyl-Version wird heute gerne mal zu horrenden Summen gehandelt…
VÖ: 27.09.1994 via Slash/Warner Bros. Records
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