Review: Babylon Zoo – The Boy With The X-Ray Eyes (1996)

Heute widmen wir uns mal wieder einem Evergreen, den sicher nicht alle auf dem Schirm haben dürften. Und ja: Die Qualität dieses Albums zu verklickern, ist beim Anblick des Covers sicher kein leichter Job. Dass der Zahn der Zeit darüber hinaus auch gewaltig am Produktions-Value der Scheibe genagt hat, macht die Sache nicht unbedingt leichter. ABER: Das ausgefuchste Songwriting auf dem Babylon Zoo – Debüt spricht definitiv für sich und kann auch 2021 noch punkten.

Spaceman, der große Hit der Platte, sollte weitläufig bekannt sein. Entweder man hat den gewaltigen Nummer-1-Erfolg damals selbst miterlebt oder durch 90er-Rückschauen und One-Hit-Wonder-Specials reingedrückt bekommen. Die weiteren Schmuckstücke der Platte werden indes für gewöhnlich totgeschwiegen.

Dabei strotzt The Boy With The X-Ray Eyes eigentlich nur so vor Hits. Erklären lässt sich die öffentliche Wahrnehmung aber recht leicht. Man muss sich nur mal die anderen Single-Auskopplungen der Platte anschauen:

Da wäre zum einen der Opener Animal Army. An und für sich kein schlechter Song… dennoch aber das schwächste Stück der Platte, das zudem in der Single-Version mit unnötigen Tiergeräuschen und einem überambitionierten Videoclip übers Ziel hinausschießt. Viel schwerer für die Außendarstellung wiegt aber die absolut unverständliche Entscheidung den Titeltrack als Single auszukoppeln – und zwar nicht in der tatsächlich überragenden Album-Version, sondern in Form eines klischeehaften 90s Remixes. Unfassbar… wo die ursprüngliche Version doch mit soviel Glam und Catchiness daherkommt und durch einen gekonnt dramatischen Songaufbau glänzt:

Und Songs von diesem Kaliber bietet das Album im Grunde ausnahmslos. Zodiac Sign, Paris Green, Confused Art, Caffeine oder das filmreife Is Your Soul For Sale? – Diese Scheibe ist so sehr Beatles, Bowie, Pumpkins, Oasis und damit im Grunde eine höchst glamouröse Variante von Britpop. Man muss nur hin und wieder über ein paar kitschige Keyboard-Sounds hinwegsehen… und eigentlich haben selbst die ihren Charme…

Apropos: Wer hier schon nicht über die outdateten Sounds hinwegsehen kann, lässt besser gleich die Finger vom bislang einzigen Nachfolger King Kong Groover von 1998, der über weite Strecken in seiner Cheesyness baden geht und seinerzeit folgerichtig hinter den Erwartungen zurückbleiben musste.

Die Betonung im vorherigen Satz liegt übrigens nicht versehentlich auf dem Wörtchen bislang. DENN: Jas Mann (bürgerlich Jasbinder Singh Mann), der Kopf hinter Babylon Zoo, der sich der Öffentlichkeit seit 1998 allenfalls im Rahmen von Filmscores musikalisch mitgeteilt hat, tüftelt allem Anschein nach nun doch wieder an frischem Material für Babylon Zoo. Zumindest teaste er letztes Jahr über seinen Insta-Auftritt mit Black Country Sitar und Solitude unerwartet zwei neue Stücke an. Und die können sich durchaus hören lassen.

Bevor sich der geneigte Fan nun aber zu früh freut, sollte auch nicht verschwiegen werden, dass schon vor Jahren (2005 um genau zu sein) ein Album namens Cold Clockwork Doll angekündigt wurde, das letztlich aber nie erschienen ist. Immerhin fand der (okaye) Song Love Lies Bleeding irgendwie seinen Weg in die Weiten des Interwebz.

Neue Songs hin oder her: The Boy With The X-Ray Eyes ist unterm Strich ein ziemlicher Geheimtipp und ich liebe diese Platte!

Anspieltipps: Spaceman, Zodiac Sign, The Boy With The X-Ray Eyes

The Boy With The X-Ray Eyes im Stream:

The Boy With The X-Ray Eyes kriegt man auf CD natürlich überall nachgeworfen, ist tendenziell auch auf Tape zu haben und kann selbstverständlich gestreamt werden. Eine LP-Version ist hingegen längst überfällig! Auf manchen Varianten der Spaceman-Maxi verstecken sich mit Metal Vision und Blue Nude außerdem noch zwei nette B-Seiten.

VÖ: 05.02.1996 via EMI

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