Review: ColdCell – Those (2017)

Bitterböse aber mit Köpfchen geht es da zur Sache auf Those, dem aktuellen Album der Baseler Extrem-Metaller ColdCell. Die bereichern ihren atmosphärischem Post-Black-Metal zu etwa gleichen Teilen mit Sludge-, Doom- sowie  erfreu-licherweise auch mit Rock-Elementen und wissen neben einer verhältnismäßig facettenreichen Stimme (man versteht sogar was vom Text!) vor allem durch einen Drummer zu begeistern, der weitaus mehr drauf hat als ewiges Blast-Beat-Gedresche.

Was nicht heißen soll, dass die obligatorischen Double-Bass-Gewitter hier nicht prominent vertreten wären. Meist aber werden die Kessel eher rhythmisch bedient und erzeugen durch den vermehrten Einsatz von Toms ein Tribal-artiges Feeling, was nicht unbedingt typisch für das düstere Genre ist in dem sich die Band bewegt. Technische Raffinesse muss eben nicht gleich statisch steifes Spiel zur Folge haben…

Der gefühlvolle Flow wird dabei von der Saitenfraktion ebenso aufgegriffen wie das Dynamikspiel zwischen Laut und Leise und macht so die insgesamt acht Tracks sehr lebendig. Zusammen mit der überraschend warmen Produktion aus dem Woodshed Studio entsteht so nicht nur ein schöner Kontrast zum Bandnamen per se sondern auch zu  den nihilistisch angehauchten Texten, denen die Kälte selbstredend von Haus aus innewohnt. The Lowliness Of Man Is Inviolable prangt es da so schön passend auf der Innenhülle der Scheibe. Der Mensch ist ein Virus und ColdCell halten ihm elegant und ohne Einsatz von plakativen Schockeffekten den Spiegel vor.

Selten eine Band aus diesem Sektor gehört, die derart zugängliche Titel zum Besten gibt und es schafft, trotz durchschnittlich siebenminütiger Songs die Langatmigkeit außen vor zu lassen. Im direkten Vergleich etwa mit den stilistisch nicht unähnlichen und verschwägerten (man teilt sich zwei Mitglieder) Schammasch fällt das Material von ColdCell offener und vielleicht gerade auch deshalb greifbarer aus.
Neben dem klagenden Höhepunkt Heritage und dem gurgelnden Sleep Of Reason sollte man sich unbedingt mal das gespenstisch mächtige Drought In The Heart oder das verschleppte Tainted Thoughts einverleiben um einen Eindruck über die Vielseitigkeit dieser Truppe zu gewinnen. Open-Minded-Black-Metal mit genügend Verschnaufpausen und artistischer Klasse: I like!

Anspieltipps: Drought In The Heart, Tainted Thoughts

Those im Stream:

Those kann man hier als äusserst liebevoll gestaltete Digipak-CD samt gestanzter Front und verschiedenen Schiebecovern erwerben.

VÖ: 03.11.2017 via Czar Of Bullets


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Kommentare

Eine Antwort zu „Review: ColdCell – Those (2017)“

  1. […] ColdCell folgt der nächste Streich aus Basel. Wenn man fairerweise auch gleich hinterher-schieben muss, […]

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