Review: Orso – Paninoteca (2019)

artwork: Raul Bortolotti

Gleich mal for the record: Stereotype zu bedienen fand ich schon immer ziemlich lame, besonders in der Musiklandschaft. Post-Metal muss da jetzt einfach mal als Beispiel herhalten. In besagtem Genre scheint es nämlich schier unmöglich zu sein mächtige Songs zu präsentieren ohne dazu die vermeintlich notwendige Optik-Schiene aus finsteren Mienen, plakativer Ernsthaftigkeit und bedeutungs-schwangerem Artwork zu fahren.

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Klar, dass kann hier und da schon mal Sinn machen bzw. authentisch sein – Pflicht ist es deshalb aber noch lange nicht. Orso sind der lebende Beweis dafür. Wohl weiß die fünfköpfige Bande aus Lausanne das Genre musikalisch mit der nötigen Dynamik und technischen Versiertheit gekonnt auszuloten, verzichtet ansonsten aber dankbarerweise auf den oben genannten SchnickSchnack. Stattdessen machen die Jungs es sich mit Paninoteca zur Kür der Humorlosigkeit, die dem Genre anhaftet, entgegenzuwirken . So servieren sie zehn Tracks, die jeweils den Namen eines Sandwiches tragen, verpacken das Ganze in Brotartwork mit (wahlweise) Zwiebel– oder Tomatenbelag und sagen der Ernsthaftigkeit der Szene auch im Clip zu Mitraillette den Kampf bzw. Mampf an.

Klamauk hin oder her: Täuschen lassen darf man sich trotzdem nicht, denn in punkto Atmosphäre, Intensität und Emotionalität steht die Instrumental-Wand von Orso den Kollegen von Cult Of Luna, Russian Circles oder Neurosis an und für sich in nichts nach woran die satte Produktion von Magnus Lindberg (Mastering) und Kurt Ballou (Mix) nicht ganz unschuldig ist. Orso verstehen es das Spiel mit der Dynamik zwischen klaren bis fragilen Momenten, gespenstischen Parts und wüsten Ausbrüchen trotz bis zu zwölfminütigen Tracks auf den Punkt zu bringen und setzen dabei primär auf schleppendes Midtempo. Ein bisschen langatmig sind die insgesamt 73:12 Minuten dann am Ende zwar doch ein wenig – auch weil der Musik der Originalitätsbonus des Drumherums etwas flöten geht.

Ist allerdings halb so wild denn Drive, Verve, handwerkliches Geschick und Gespür für große Momente stimmen einfach und halten einen so mindestens für die Hälfte der Spielzeit bei Laue während eingefleischte Genre-Anhänger vermutlich bis zur letzten Sekunde weiterschmausen.

Fazit: Köstlich!

Anspieltipps: Horseshoe, Monte Cristo, Sloppy Joe

Paninoteca im Stream:

Paninoteca ist im stylischen Digisleeve auf CD oder aber als stylische Doppel-LP zu haben, die Beide preislich nichts zu Wünschen übrig lassen.

VÖ: 05.04.2019 via Czar Of Crickets / Czar Of Revelations

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