Review: ZERRE – Different Lines (2017)

artwork by Julia Witas

Da hat sich jemand was getraut! Die im Hardcore verwurzelten ZERRE aus Würzburg wagen mit Different Lines den Blick über den Tellerrand. Vom Gemüt her eh schon immer erfrischend fern von elitärem Szene-Gehabe, schlägt sich die offene Natur des Fünfers nun auch in der Musik nieder. Dürfte sicher nicht zuletzt am erneuerten Line-Up liegen, mit dem nun zum ersten Mal ausgiebig komponiert wurde. Das Ergebnis spricht für sich und bedeutet vor allem eins: Mehr Metal! Es gibt sogar Gitarrensolos!

Aber nicht nur das! Nach atmosphärischem Intro kickt Zwinger gleich herrlich vertrackt in die Kniekehle. Cabiria kommt mit funky Rhythmik, gemäßigtemTempo und Spoken-Word-Vocals derbe cool während 1991 (aka There’s No Limit) und Act.Hide.Love durch mächtige Backings glänzen können. The Taste Of Medicine haut dem Hörer plötzlich unvermittelt Fahrstuhlmusik um die Ohren und dann ist da noch das abschließende Marcello C’est Moi, welches mit gelungenem Vocal-Feature-Part der Singer-/Songwriterin AVY aufwarten kann.

Dazwischen gibt es mit Haigha oder Vertigo natürlich auch bewährte Punkrock- bzw. Hardcore-Stücke auf die Ohren. Doch selbst die wurden durch clever arrangierte Breaks und  Bridges davor bewahrt ein Dasein als Standardware fristen zu müssen. Das Drumming hat ordentlich Drive, die hauseigene Produktion Eier und die Gitarrenarbeit erinnert mich stellenweise sogar etwas an die härteren Stücke auf King For A Day Fool For A Lifetime von Faith No More. Und selbst das von mir in der Vergangenheit gerne mal gerügte Gebelle am Front-Mic hat einen beachtlichen Sprung nach vorne gemacht und kommt kerniger als auf den vorherigen Veröffentlichungen!

Kurzum: Different Lines ist der bislang stärkste und abwechslungsreichste Output aus dem ZERRE-Lager. Energiegeladen und mit dem nötigen Quentchen Mut zur Eigenständigkeit. Kann was!

Anspieltipps: Zwinger, Mila, Marcello C’est Moi

Different Lines im Stream:

Different Lines kommt am 31.03.2017 neben zahlreichen Streaming-Portalen auch als 300er Auflage auf weißem Vinyl. Zeitgleich steigt die  Releaseparty im Würzburger Immerhin, die durch Rick Tick Evil und Paulinchen Brennt komplettiert wird. Holst du dir!! Pre-Order läuft über Sell Your Soul Records.

VÖ: 31.03.2017 / Photos von Max Laser

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