Review: The Frankenstein Drag Queens From Planet 13 – Songs From The Recently Deceased (2000)

Eins vorweg: Songs From The Recently Deceased ist nicht die stärkste Scheibe der Frankenstein Drag Queens From Planet 13 – der Titel geht an den angepissteren Vorgänger Night Of The Living Drag Queens von 1998. ABER: Jedes Jahr im Oktober gibt es dann doch kein Vorbeikommen an dieser dritten LP der Drag Queens, die größtenteils das Tempo drosselt und den B-Movie-Grusel-Faktor noch einen Zacken mehr ins Spotlight rückt. Kurzum: The most-halloween-themed-record-ever! Imho…

Nun aber nochmal in aller Ruhe, da die 2001 aufgelöste Band aus North Carolina sicher nicht alle auf dem Schirm haben dürften. Hervorgegangen aus der stilistisch ähnlich ausgerichteten Combo Maniac Spider Trash, ist die Gruselkapelle posthum v.a. dafür bekannt worden, dass ihr Mastermind Wednesday 13 mit dem Ende der Drag Queens (nach einem kurzen Ausflug am Bass bei den Rejects) als Frontmann bei den Murderdolls anheuerte – an der Seite des (kürzlich verstorbenen) Slipknot-Drummers Joey Jordison. Deren Debütalbum Beyond The Valley Of The Murderdolls setzte sich dann wiederum überwiegend aus dem Backkatalog der Frankenstein Drag Queens zusammen.

Auf Songs From The Recently Deceased sind zwei Stücke enthalten, denen diese späte Ehre zu Teil wurde: Zum einen Hooray For Horrorwood (später zur ersten Murderdolls-Single Dead In Hollywood umfunktioniert) und zum anderen der Fan-Fav I Love To Say Fuck (später Teil der White Wedding-EP).
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So… und wer auch die Murderdolls verpasst und es überhaupt geschafft hat sich bis hierher durch diesen schwer lesbaren Text durchzuarbeiten ist jetzt natürlich genauso schlau wie vorher… The Frankenstein Drag Queens lassen sich am ehesten mit Horror-Punk oder Psychobilly labeln, klingen dabei aber weder nach den Misfits noch nach den Cramps, sondern verquirlen eher Alice Cooper-Vocals mit Sex Pistols-Schmutz und einer Prise New York Dolls-Glam.

Selbstverständlich sind darüber hinaus Bandname, Image, Look und Albumtitel definitiv Programm. Ergo geht es hier morbide, makaber und monströs zu ohne (und das sollte einem eh sofort ins Auge springen) dass sich hier irgendjemand auch nur im entferntesten Ernst nehmen würde. Logo… Ghouls just wanna have fun.

Songs wie The Creature From The Black Lagoon, Bride Of Frankenstein, Back in Blacula oder Plan 9 From Outerspace sind genau so trashig bezaubernd wie die Filme nach denen sie benannt sind. UND: Zwischen all den Kettensägensplattereien, Halloweengeschichten und Weltraumausflügen liegt der Charme dieser Platte nicht nur im Ideenreichtum, sondern vor allem auch in der rohen Soundästhetik, die in bester B-Movie-Tradition durch ehrlich angestaubte Imperfektion glänzt.

„There’s vacancy in the haunted house. You can check in but you won’t check out“ 

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Zu Lebzeiten hat übrigens kaum ein Hahn nach der Band gekräht, so dass die Frankenstein Drag Queens From Planet 13 erst dann Kultstatus erreichen sollten als der Ofen bereits aus war. Ironischerweise teilt die Band damit das Schicksal des Low-Budget-Regisseurs Ed Wood, dessen Horror-, Alien– und Travestie-Universum im Grunde das Bandkonzept geliefert hat und dem Wednesday 13 schon allein mit der Namensgebung seiner Crew eine ausdrückliche Hommage liefern wollte. Auch wenn der Rocky Horror Picture Show sicherlich ebenfalls ein nicht zu unter-schätzender Inspirations-Anteil zugeschrieben werden sollte…

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Irgendwo hab ich mal aufgeschnappt, dass Songs From The Recently Deceased für Wednesday 13 auch heute noch die gelungenste Scheibe seiner alten Combo darstellt, da der hier transportierte Vibe seiner Vision der Frankenstein Drag Queens am nähesten kommt.

At the beginning of this record our image was still more glam than gore but a year later we looked like a horror movie come to life“ – Wednesday 13 (2000)

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Falls jmd. noch mehr Hintergrundinfos zur Platte im O-Ton haben möchte… you search no longer… ich hab die Wayback Machine bemüht, die da noch ein bisschen was zu hergegeben hat. Hier, da und dort nachzulesen. Eine gute Übersicht über Wednesday 13s Werdegang liefert außerdem der No F’n Regrets-Podcast von Robb Flynn (Machine Head).

Auf Songs From The Recently Deceased folgte 2001 die letzte ‚echte‘ Drag-Queens-Scheibe Viva Las Violence sowie 2004 6 Years, 6 Feet Under The Influence, das man, ähnlich wie das Murderdolls-Debüt von 2002, im Grunde als FDQFP13-Best-Of titulieren kann… Das ist alles gutes Zeug und auch die ersten beiden Wednesday-13-Solo-Platten Transylvania 90210: Songs of Death, Dying, and the Dead (2005) und Fang Bang (2006) haben noch ihre Momente. Von allem was danach kam (das unsägliche Murderdolls-Zweitwerk Women And Children Last eingeschlossen) kann und sollte man hingegen getrost die Finger lassen.

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Long long story short: Songs From The Recently Deceased ist the real deal und es gibt keine bessere musikalische Untermalung an Halloween! Learn it, love it!

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Anspieltipps: The Creature From The Black Lagoon, The Rocketship Oddity 13

Songs From The Recently Deceased im Stream:

Songs From The Recently Deceased wurde 2000 in Amerika und Europa mit unterschiedlichem Artwork auf CD veröffentlicht, ist als LP zu haben (die zwar hübsch rot marmoriert ist, auf der B-Seite aber dank eines Pressfehlers die Hälfte der Songs vermissen lässt..) und existiert auch als Tape. Außerdem ist die Scheibe in der Gesamtwerkschau Little Box Of Horrors (2006) enthalten, von der ebenfalls zwei Versionen existieren, deren Aufmachung sich erneut signifikant unterscheidet. Das Album wurde zudem mehrfach auf CD re-released und wird mittlerweile nicht mehr vom ursprünglichen Bandnamen, sondern der Abwandlung Wednesday 13’s Frankenstein Drag Queens geziert, was auch für den Rest des Bandkatalogs gilt. Der Digitalvertrieb läuft mittlerweile überwiegend unter Wednesday 13’s Frankenstein Drag Queens From Planet 13. Man kann es sich auch schwer machen…

VÖ: 2000 via Uncle God Damn Records, I Used To Fuck People Like You In Prison Records

Kommentare

Eine Antwort zu „Review: The Frankenstein Drag Queens From Planet 13 – Songs From The Recently Deceased (2000)“

  1. Avatar von Manuel
    Manuel

    Du spinnst doch!

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