Review: Static-X – Wisconsin Death Trip (1999)

Wer Static-X lediglich auf die Frisur ihres mittlerweile verstorbenen Masterminds und Aushängeschilds Wayne Static reduziert, tut dem Quartett aus L.A. großes Unrecht. Tatsächlich war nämlich der Bart des Frontmanns schon immer viel beeindruckender – glücklicher-weise kann aber zumindest auch das musikalische Frühwerk der Band punkten, was wohl keine Scheibe besser unter Beweis stellen dürfte als ihr Platin-Debüt Wisconsin Death Trip, das heute stolze 20 Jahre alt wird.

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Seinerzeit wohl nicht ganz zu Unrecht (extrovertierte Optik + stumpfes, tiefergestimmtes Geriffe) in der New Metal-Bewegung verortet, handelt es sich bei den zwölf Titeln von Wisconsin Death Trip an und für sich in Wirklichkeit eher um lupenreinen Industrial-Metal, der sich definitiv mehr bei Ministry als bei KoЯn & Co. abgeschaut hat. Evil Disco, wie die Band selbst ihren Stil betitelte, trifft es natürlich auch hervorragend.

Genre-typisch kombiniert die nach einem Buch von Michael Lesly benannte Scheibe repetitive Lyrics mit maschinellen Beats, stoischer Gitarrenarbeit, monotonen Stakkato-Vocals, comichaften Samples und gerne mal über-zeichnetem Programming.

Stellenweise mögen gerade die letzten beiden Programmpunkte für heutige Ohren durchaus etwas outdated klingen, was sich aber zumindest in meinem Kosmos gut als guilty pleasure bzw. 90s vibe schönreden lässt. Ansonsten fetzt die von Ulrich Wild (u.a. White Zombie, Deftones, Powerman 5000, Incubus) produzierte Platte nach wie vor ungemein und besticht nicht zuletzt durch einen unverschämten Groove, der im Industrial-Feld auch heute noch seinesgleichen sucht.

Neben den bekannten Über-Hits Push It und dem mit dem ikonischen So I grabbed my shovel – Sample bestückten I’m With Stupid wissen mich heute vor allem die MidTempo Stücke Stem, Fix und der Titeltrack zu begeistern, ohne das es sonst irgendwelche nennenswerte Ausfälle zu verbuchen gäbe.

Im Übrigen ist die Bandgründung laut Wikipedia wohl u.a. Billy Corgan zu verdanken, der Wayne Static mit dem Drummer Ken Jay (später Godhead) bekannt gemacht haben soll. Dass der spätere Smashing Pumpkins-Frontmann darüber hinaus in den 80ern mal Mitglied in Wayne Statics früherer Band Deep Blue Dream war, scheint dabei vielen nicht bekannt zu sein. Now you know… Beim Ambient-Rausschmeißer December handelt es sich dann passenderweise auch gleich um eine Neuinterpretation aus dem Deep Blue Dream-Katalog.

Static-X sollten mit Machine (2001) und Shadow Zone (2003) noch zwei weitere hörenswerte Alben abwerfen ehe es qualitativ rapide den Bach runterging. Unbeeinträchtigt vom späteren Schaffen bleibt Wisconsin Death Trip der Shit.

Get up on this wisconsin death trip!

Achja: Über dass, was die verbliebenen Mitglieder dieser Tage anlässlich dieses runden Geburtstages veranstalten hüllen wir mal lieber bewusst den Mantel des Schweigens…

Anspieltipps: I’m With Stupid, Stem, Push It

Wisconsin Death Trip im Stream:

Wisconsin Death Trip kann man für Cent-Beträge auf CD, zu humanen Preisen auf Tape und seit 2015 auch erstmals auf Vinyl haben. Letzteres kommt als 180gr Pressung im Gatefold samt Inlay, geht schwer ab und ist ebenfalls zum fairen Preis zu haben. 

VÖ: 23.03.1999 via Warner Bros. Records

Kommentare

Eine Antwort zu „Review: Static-X – Wisconsin Death Trip (1999)“

  1. […] Platte des Jahrgangs mit einem ausführlichen Review Tribut zu zollen, war ambitioniert, lief hier und da gut an, ging aber letzten Endes dank Zeitmangel mal wieder grandios in die Hose. Deshalb […]

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