Review: American Head Charge – The War of Art (2001)

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Artwork by t42design and Dean Karr

 

Pleasingly – Falling apart – Pleasingly – Oblivious – Schönste Harmonien umschmeicheln mein Ohr und lassen die mentale Sonne aufgehen während ich halb betäubt im Stuhl liege und enorm unangenehmen Druck in meinem Unterkiefer verspühre. Schmerz kann man das nicht direkt nennen aber die Gewissheit dass da gerade ein Zahn in seine Einzelteile zerlegt wird bereitet doch Unbehagen!

 

Beschriebenes Szenario dürfte sich etwa 2003 abgespielt haben als mir in einer morgendlichen Prozedur 2 Weisheitszähne entnommen wurden. Musik konnte man sich dazu selbst mitbringen und dem geschundenen Kopf per Funkkopfhörer zuführen. Meine Waffe: The War of Art, das beeindruckende Major-Debüt der aus Minneapolis stammenden Industrial/Metal Band American Head Charge, die man aufgrund von Optik und Umfeld auch gerne mal in die New Metal – Ecke steckt. Eine damals noch 7 – köpfige Truppe die in den Glanzzeiten von Slipknot und System of a Down gerne mal als the next big thing gehyped wurde und mit unglaublichem Glück sowie Pech gesegnet waren. Glück, da man nach nur wenigen Monaten Bandgeschichte und gerade mal einem Demorelease schon mit Megaproducer Rick Rubin in der sagenumwobenen Houdini Mansion am ersten Album bastelte – Plattendeal für dessen Label inklusive. Pech, da man mit dem Releasedate vom 21.August 2001 gerade mal 3 Wochen Abstand zum 11.September 2001 hatte und nicht gerade mit offenen Armen empfangen wurde wenn man sich in Militäroptik und Panzer auf dem Cover präsentierte und zudem Amerika im Bandnamen und Krieg im Plattentitel trug… Trotz ausgiebiger Touren (u.a. Ozzfest) und pushen von Kollegen wie Joey Jordison  ging da nicht mehr viel.

Und das ist absolut Schade, denn The War of Art zählt in punkto aggresiver Musik zu den absoluten Glanzstunden der Jahrtausendwende und eignet sich nicht nur hervorragend zum Zähneziehen! Etwas Zeit muss man sicher mitbringen, denn das Album ist mit seinen 16 Titeln und einer Länge von beinahe 70 Minuten zu Beginn ein zäher Bastard. Viele der Songs zünden erst nach mehrmaligen Hören, da absolute Informationsflut und enorme Detailverliebtheit herrscht. Dies geht nicht zuletzt auf die beiden Elektroniktüftler Aaron Zilch und Justin Fouler zurück. Vieles, was die beiden mit  Keys & Samples betreiben fällt erst bei genauem hinhören auf und lässt immer wieder Neues entdecken. Könnte den Ein oder Anderen aber sicherlich auch etwas überfordern… Audio Terrorism nannte Zilch das seinerzeit…

Es gibt aber auch durchaus Songs die auf Anhieb gut funktionieren. A Violent Reaction ist beispielsweise perfekt als Opener gewählt und fährt bereits alle Trademarks auf:

Sofort schießen einem da Größen wie Ministry, Marilyn Manson oder Faith no More in den Kopf – ohne deren Musik einfach billig zu kopieren wohlgemerkt. Letzterer Einfluss kommt neben den Keyboardteppichen vor allem durch das beeindruckende Stimmorgan von Fronter Martin Cock zu tragen, der meiner Meinung nach zu den unterschätztesten Sängern im Metalbereich zählt und in den raren cleanen Passagen tatsächlich an Patton erinnert.

Eine davon findet man im Song Self, dessen Eingans zitierte Stelle zu den Höhepunkten zählt:

Das darauffolgende und zurecht als Single ausgekoppelte Stück Just so you know verfällt der Freude an der Melodie sogar beinahe komplett. Auch heute noch ihr bekanntester Song:

Ansonsten bleibt es eher rough und stampfendes Mid-tempo dominiert die Platte – Vom Prügler Americunt evolving into useless psychic garbage mal abgesehen…Als weitere Highlights würde ich zudem noch Shutdown, Fall oder das ebenfalls ausgekoppelte All wrapped up nennen. Für mich DIE Großtat der Platte:

Zusammenfassend zählt The War of Art für mich zu einem der unterschätztesten Alben ever und sei Jedem ans Herz gelegt, der mit bisher erwähnten Künstlern auch nur ansatzweise etwas anfangen kann! New Metal der bis auf diverse optische Patzer – die Präsenz eines Chad Hanks beispielsweise – mit erschreckend wenig Peinlichkeiten daherkam… Schade das die Hälfte der Band nach Vollendung der Platte auf der Strecke blieb… And all it was was something beautiful…

Anspieltips: A Violent Reaction, Just So You Know, All Wrapped Up

All wrapped up

Just so you know

Tracklist:

01. A Violent Reaction
02. Pushing The Envelope
03. Song For The Suspect
04. Never Get Caught
05. Self
06. Just So You Know
07. Seamless
08. Effigy 23
09. Americunt Evolving Into Useless Psychic Garbage
10. Shutdown
11. We Believe
12. Breathe In Bleed Out
13. Fall
14. Reach And Touch
15. All Wrapped Up
16. Nothing Gets Nothing

—-

The War of Art ist gebraucht für lachhafte 0,01 € über amazon zu bekommen und steht außerdem auch auf Spotify. Wer von der Platte nicht genug bekommt checkt das noch in Eigenregie erstelle Demo-Album Trepanation ab um einige der Songs nochmal aus einem anderen Blickwinkel zu erfahren oder hält die Augen nach der Just so you know – Maxi offen. Die gibts nämlich mit der famosen B-Seite Real Life!

Released: 21.08.2001 via American Recordings

Kommentare

4 Antworten zu „Review: American Head Charge – The War of Art (2001)“

  1. […] drückt und von Beginn an frenetisch abgefeiert wird. Bereits der Einstieg mit All wrapped up vom Debutalbum killt nur noch! Über den fetten Brei aus drückend lärmendem Metalriffing kreischen und […]

  2. […] zorniger Phil Anselmo klingt und mich außerdem angenehm an die gloreichen Tage von Static X oder American Head Charge erinnert – auf diesen Seiten bekanntermaßen ein […]

  3. […] vorne bis hinten! Vorausgehende Ankündigungen der Band, die aktuelle Platte würde wie ein Mix aus The War Of Art (2001) und The Feeding (2004) klingen, bewahrheiten sich tatsächlich. Ich weiß, es fällt wirklich […]

  4. […] haben. Das selbstveröffentlichte Album wurde später zu großen Teilen fürs Major-Debüt The War Of Art aufpoliert. Wer letztere Platte kennt, darf sich über die sehr rohen frühen Varianten der Titel […]

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